Mittlerweile ist der Coaching-Markt breit gestreut, was auch gut ist. Da der Begriff „Coaching“ nicht geschützt ist, tummeln sich dort aber auch eine Vielzahl an unprofessionellen Coaches. Wenn Sie sich als Coachee (= Klient:in) auf die Suche nach einem Coach (oder einer Coachin) machen, passieren oft recht merkwürdige Dinge, die an der Seriosität des Gegenübers zweifeln lassen. Hier eine Anleitung, wie Sie professionelles Coaching erkennen können.
So nicht!
Nicht jedes der aufgelisteten Merkmale kennzeichnet zwangsläufig einen zweifelhaften „Coach“. Aber das Auftreten von mehreren Vorkommnissen sollte Sie vorsichtig machen.
Keine Bedenkzeit.
Nach dem Erstgespräch werden Sie sofort mit sanften Druck aufgefordert eine Coachingvereinbarung zu unterschreiben. Begründet wird das, dass man sich sowieso einig sei und man gut miteinander auskomme.
Tipp: Lassen Sie sich nicht zur Unterschrift drängen. Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl und nehmen Sie sich Zeit zu überlegen. Seriöse Coaches räumen Ihnen entsprechende Bedenkzeit ein und beantworten auch weitere, nach dem Erstgespräch auftretende Fragen.
Schriftprobe.
Sie werden für ein Erstgespräch zu einem ungezwungenen Kaffee eingeladen. In lockerer Stimmung wird eine Schriftprobe für eine „graphologische Untersuchung“ von Ihnen verlangt. Diese Schriftprobe Ihrer Unterschrift befindet sich „zufällig“ unter einem Coachingvertrag. Leider haben Sie dafür keine Zeug:innen.
Tipp: Passiert Ihnen so etwas, verzichten Sie auf einen weiteren Kontakt. Alternativ können Sie auch eine:n Freund:in als Zeugin:Zeuge mitnehmen.
Wunderwuzzi.
Ihre Coach meint, für jedes Problem die:der richtige Ansprechpartner:in zu sein. Egal welches Anliegen Sie haben – Ihr Coach ist fest davon überzeugt, dafür geeignet zu sein. Überhaupt weiß sie:er alles besser, hat alles bereits erlebt, ist unglaublich kompetent und wird nicht müde, dies auch immer wieder zu wiederholen.
Tipp: Gehen Sie solchen Alleskönner:innen aus dem Weg. Niemand kann alles wissen.
Beste:r Freund:in.
Ihr Coach duzt Sie plötzlich und versucht sich, mit Ihnen anzufreunden.
Tipp: Professionelle Coachs halten ein Gleichgewicht zwischen Nähe (damit sich Vertrauen aufbauen kann) und Abstand (um die Perspektive von außen und das Gesamtbild behalten zu können). Professionelles Coaching benötigt beide Elemente in einer guten Balance um erfolgreich zu sein. Personen, die unaufgefordert duzen vernachlässigen dieses Nähe-Distanz-Phänomen.
Audienz.
Nach Ihrem ersten Anruf oder E-Mail lässt sich Ihr zukünftiger Coach „gnädig“ herab, Ihnen eine Audienz zu gewähren. Er betont, dies sei ein absoluter Glücksfall und Sie könnten froh und dankbar darüber sein, dass er:sie Sie noch annimmt.
Tipp: Professionellen Coaches ist an einem Gleichgewicht gelegen. Misstrauen Sie Anbieter:innen, die sich primär mit dem eigenen Ego beschäftigen.
Guru.
Ihr Coach führt sich auf wie ein Meister, der von seinen Jüngern gefälligst angehimmelt zu werden hat. Nur seiner Kompetenz und Gutherzigkeit haben Sie es zu verdanken, dass Sie beraten und vor einem üblen Schicksal bewahrt werden.
Tipp: Coachs sind keine Gurus und Coachees keine Jünger:innen.
Alltagsweisheiten.
Statt einer konkreten Hilfestellung erhalten Sie von Ihrem Coach abgehobene, pseudophilosophische Weisheiten, in denen Sie keinen Bezug zu Ihren Anliegen finden. Genau dies wird Ihnen dann vom Coach als Schwäche ausgelegt. Daher müssen Sie ihrer Meinung nach unbedingt gecoacht werden.
Tipp: Lassen Sie sich nichts vormachen. Wenn der Coach nicht in der Lage ist, Zusammenhänge zu erläutern, so spricht dies nicht für eine professionelle Kommunikation seinerseits.
Missionar.
Er oder sie wähnt sich im Besitz einer allgemeingültigen Wahrheit und meint damit jeden Coachee und den Rest der Welt überzeugen zu müssen.
Tipp: Wenn Ihr Coach anfängt zu „missionieren“, statt zu coachen, verwechselt er:sie die Rollen.
Keine Wirkung.
Das Coaching bringt Ihnen selbst nach der fünften Sitzung keinen verwertbaren Erkenntnisgewinn. Ihr Coach meint, das müsse so sein und würde sich schon bald ändern. Eine echte Auseinandersetzung mit Ihren Bedenken findet aber nicht statt.
Tipp: Ist das Coaching ohne Wirkung und auch keine Trendwende in Sicht, so sollte es abgebrochen werden. Nicht jeder Coach passt zu jeder:jedem Coachee.
Seminarverkauf.
Sie werden immer wieder aufgefordert, weitere Seminare und Workshops zu besuchen. Ihr Coach meint, dass Ihnen sonst niemals die wahre Kompetenz zuteil werden kann.
Tipp: Führen Sie erst ihr Coaching zu Ende. Wenn dieses erfolgreich war, können Sie immer noch entscheiden.
Meiden Sie Coaches, die ein wenig oder gar kein wertschätzendes Verhalten gegenüber Ihren Coachees an den Tag legen. Der Coach ist kein Ja-Sager und seine:ihre Rolle verlangt es, kritisch sein zu dürfen, aber er:sie hat immer eine positive Einstellung zu seinem Coachee. Prüfen Sie daher vor einem Coaching ohne Ansehen der Person, ob der:die Anbieter:in für Ihr Anliegen und für Sie als Person passend ist.
* Diese Sammlung basiert auf einem Text aus dem Coaching-Report von Christopher Rauen und wurde von mir mit anderen Beispielen adaptiert.