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Selbstgespräch„Was hast du jetzt wieder getan?“
„Wie dumm kann man eigentlich sein?“
„Und, was kommt jetzt? Tu endlich weiter!“

Werden Sie gerne in diesem Ton angesprochen? Nein!

Ich sage Ihnen aber: Sie werden sehr oft so adressiert und Sie akzeptieren das ohne aufzumucken.

So oder so ähnlich reden wir oft mit uns selbst. Was wir anderen nie im Leben durchgehen lassen würden, akzeptieren wir von uns selbst ohne mit der Wimper zu zucken.

Unser wichtigster Gesprächspartner

Im Grunde erleben wir unser eigenes Leben wie eine Geschichte, die jemand aufgeschrieben hat und die wir nun verfolgen. Wir kommentieren unentwegt unsere eigene Handlungen, mitunter nicht gerade freundlich. Aber wir geben uns selbst auch Anweisungen und Ratschläge. Zumeist passiert das im Stillen, aber immer wieder durchbricht unsere Stimme die Stille und wir führen ein Selbstgespräch.

Meistens belächeln wir Menschen, die laut mit sich selbst sprechen und bewerten ihr Verhalten als Kauzigkeit oder als Marotte von Alleinlebenden.

96 von 100 Erwachsenen reden regelmäßig hörbar mit sich selbst.

Dolores Albarracin, Psychologin an der University of Illinois in den USA, hält ein Plädoyer auf Selbstgespräche und meint sogar: „Das Selbstgespräch ist eines der wichtigsten Werkzeuge, mit dem wir unser Verhalten steuern.“

Vier Arten von Selbstgesprächen

ForscherInnen konnten mittlerweile vier verschiedene Arten von Selbstgespräche ausmachen:

  1. Selbstkritik („Naja, das wäre jetzt aber leichter gegangen.“)
  2. Selbstmanagement („Ich darf nicht vergessen, nachher noch einzukaufen.“)
  3. Selbstbestätigung („Super, das hast du gut gemacht.“)
  4. Einschätzen sozialer Situationen („Überleg dir, wie du in der Besprechung argumentieren willst.“).

Gerade Gelerntes lassen sich durch leichtes Murmeln leichter abrufen. Das machen Kinder ohne Scheu, wenn sie sich mit einem kleinem Reim die Schuhbänder binden. Auch später, z.B. nach dem Besuch eines Computerkurses fällt es leichter, die Maus mit kleinen Befehlen an die richtige Stelle zu dirigieren. „Laut denken“ nennt man dass mitunter. Es hilft zu fokussieren und die eigenen Potenziale auszuschöpfen.

Allerdings kann es passieren, dass die KollegIn ungläubig nachfragt, wenn man vor dem Bildschirm sitzt und sich selbst anfeuert. Auch wenn WissenschaftlerInnen untermauern, dass auch das Wissen von Erwachsenen durch Selbstgespräche bestätigt werden kann, schauen sich dann doch viele davor ein gar zu offenes und zu lautes Gespräch mit sich selbst zu führen – auch wenn es angebracht wäre.

Kreativität durch Selbstgespräche

Der „Self Talk“ ist sehr förderlich, vor allem, wenn wir schwierige Aufgaben zu lösen haben oder ein Knäuel an Gedanken zu entwirren haben.

Die Gedanken in Worte zu fassen dauert zwar länger als stilles Denken, aber durch die klaren Worte bringen wir die Gedanken auf den Punkt. Es bildet sich Struktur und Klarheit. Das laute Denken steigert auch die Aktivität und das Bilden von Verknüpfungen im Gehirn.

Auf das Wie kommt es an

Welche Selbstgespräche wirken nun fördernd?

Hier ein paar Regeln dafür:

  • Im Selbstgespräch auf die Sache konzentrieren.
  • Lösungsorientiert bleiben.
  • Das Ego nicht unnötig zu zerpflücken. Bei Fehlern keine abwertenden Selbstdemontagen: „Bin ich dumm! Wie kann man nur!“ 
  • Auch das Ego freut sich über Komplimente als Selbstverstärker: „Das hast du gut gemacht!“
  • Offene Fragen steigern die Motivation mehr als anfeuernde Parolen, die mehr Druck erzeugen: „Schaffe ich das?“
  • Beim Lernen oder Lösen von schwierigen Aufgaben helfen Fragen, die nach den Ergebnissen der eigenen Handlungen suchen: „Wenn ich das jetzt so mache, was passiert dann?“
  • Um das Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, sollte es interviewen: „Wie hat das das letzte Mal funktioniert?“