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Grübeln – Gedanken in der Endlosschleife

Lesezeit: 3 Minuten

grübelnGrübeln Sie auch? Probleme zu wälzen, sie bis ins kleinste Detail zu zerlegen und doch keine anständige Lösung zu finden ist einer der unerträglichsten Zustände, in denen wir uns befinden können.

Grübeln ist eine negative Form des Nachdenkens. Grübeln verstärkt die schlechte Stimmung, in der man sich schon befindet und lässt Probleme noch größer erscheinen als sie wirklich sind. Gedankenschleifen, die meist um Vergangenheit und Zukunft kreisen, ziehen sogar depressive Stimmungen nach sich.

Beim Grübeln geht es meistens um abstrakte, unkonkrete und vage Themen: negativ besetzte Fragestellungen, Konflikte oder Probleme, für die keine Lösung vorhanden zu sein scheint. Eine Entscheidung zwischen einer Vielzahl von Lösungen fällt schwer. Das krampfhaftes Suchen nach Lösungen verhindert die Lösung. Wir können in unseren Gedankenspiralen gefangen sein und keinen Weg heraus finden.

In der klinischen Psychologie wird das Grübeln zunächst als Problemlöseversuch verstanden, welches unzweckmäßig angewendet wird. Das unangenehme Durchdenken von negativen vergangenen Situationen kann zu Fehlervermeidung und Korrektur des eigenen Verhaltens in der Zukunft führen. Dies gilt jedoch nur, wenn die Gedanken zu Ergebnissen führen, was beim Grübeln nicht der Fall ist.

Denkst du noch – oder grübelst du schon?

Tobias Teismann, Leiter des Zentrums für Psychotherapie Bochum, hat einen Zwei-Minuten-Test entwickelt, mit dem man schnell herausfinden, ob man noch nachdenkt oder bereits grübelt. Wenn Sie das Gefühl haben, sich gedanklich im Kreis zu drehen, verfolgen Sie Ihre Gedanken für zwei Minuten weiter. Anschließend stellt Sie sich folgende Fragen:

  • Bin ich einer Lösung näher gekommen?
  • Habe ich etwas verstanden, was mir vorher nicht klar war?
  • Fühle ich mich weniger depressiv?

Wer keine der Fragen mit ja beantwortet, grübelt wahrscheinlich.

Tipps um die Endlosschleife Ihrer Gedanken zu durchbrechen:

  1. Verändern Sie die Perspektive. Fragen Sie sich: Ist dieses Problem auch noch in fünf Jahren wichtig für mich? Oder wenigstens in fünf Wochen?
  2. Setzen Sie sich Deadlines für Entscheidungen. Haben Sie ein Zeitlimit um eine Entscheidung zu treffen, vermeiden Sie, über das Problem immer und immer wieder nachzugrübeln. Wie wäre es mit einer Zeitspanne von 30 Minuten oder das Ende des Arbeitstages?
  3. Werden Sie aktiv. Wenn Sie wissen, wie Sie täglich ins Tun kommen, verschieben Sie weniger Aufgaben durch Grübeln. Setzen Sie sich selbst Deadlines und nehmen Sie einen kleinen Schritt nach dem anderen. So überfordern Sie sich nicht mit der Überfülle der anstehenden Aufgaben und fallen nicht ins Grübeln.
  4. Sie können nicht alles kontrollieren. Dinge passieren nicht immer nach  Plan, das ist der Reiz des Lebens. Sobald Sie akzeptieren, dass Sie nicht alle Eventualitäten planen können und Ihre Angst vor Fehlern hinter sich lassen, können Sie das Planen auf wenige Szenarios beschränken.
  5. Sagen Sie: Stop! In Situationen, wenn Sie bemerken, wie Ihre Gedanken wie Hummeln im Kopf herumschwirren und Sie keinen klaren Gedanken fassen können, hilft es, die Stop-Taste zu drücken. „Nein. Ich denke jetzt nicht darüber nach!“ Es benötigt einige Übung, aber nach einiger Zeit werden Sie Ihre Gedanken auf später verschieben können.
  6. Verlieren Sie sich nicht in verschwommene Ängste. Grübeln wirkt wie ein Brandbeschleuniger auf negative Gefühle. Zunächst denken Sie nur über ein Problem nach, dann sehen Sie alle Baustellen Ihres Lebens nebeneinander vor sich und schon hinterfragen Sie Ihr ganzes Leben. Fragen Sie sich ehrlich: Was kann im schlimmsten Fall passieren? Sie werden bemerken, dass der Worst Case bei weitem nicht so beängstigend ist als die Ängste, die zuvor aufgekommen sind.
  7. Lüften Sie sich aus. Bewegung hilft, die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken. Sie kommen automatisch in bessere Stimmung und lassen wieder Einflüsse von außen zu. Die belastenden Gedanken sind plötzlich weg.
  8. Leben Sie in der Gegenwart. Wir verbringen zu viel Zeit mit Gedanken über die Vergangenheit oder versuchen, die Zukunft vorweg zunehmen. Versuchen Sie z.B., die Tätigkeiten, die Sie momentan tun, bewusst wahrzunehmen. Konzentrieren Sie sich zum Beispiel auf jeden Handgriff: Wie fühlt es sich an? Durch diese Übung richtet sich ihre Konzentration weg von Ihrem Inneren zu etwas anderes.
  9. Schreiben Sie. Falls gar nicht anderes hilft, setzen Sie sich hin und schreiben Sie alle Gedanken ohne Zensur auf. Wenn alles niedergeschrieben ist, müssen Sie nicht mehr grübeln, denn es ist schon für die Zukunft festgehalten. Schreiben Sie mindestens 20 Minuten lang.

Noch ein Tipp zum Schluss: Glauben Sie nicht immer, was Sie denken!

Graue Stimmung? Wie komme ich da wieder raus?

Lesezeit: 2 Minuten

despair-513528_1280Der verstorbene österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch hat diese graue Stimmung in seinen Liedern auf den Punkt gebracht: Man fühlt sich niedergeschlagen und antriebslos, aber trotzdem unter Druck. Nichts scheint zu gelingen. Und darüber verfällt man ins Grübeln, das keine Lösungen bringt, aber die Stimmung weiter verschlechtert. Man ist einfach nur müde. Ganz klar ein Seelentief, in dunkelgrau.

Wir alle durchleben diese scheinbar grundlosen Episoden, in denen wir deprimiert sind. Das Wort deprimiert kommt übrigens aus dem Lateinischen und heißt niederdrücken. Und genau so fühlen wir uns:

Etwas drückt uns nieder.

Bei genauerem Hinsehen haben diese Seelentiefs einen konkreten Anlass, etwa Probleme im Beruf, Enttäuschungen im Privatleben, Krankheit, Verlust. Wir fühlen uns bedrückt, traurig, haben keine Energien mehr und möchten uns nur im Bett einigeln.

Aufpassen muss man allerdings, wenn diese Seelentiefs nicht verschwinden wollen. Depressive Verstimmungen vergehen meist wieder nach ein bis zwei Wochen. Dann gewinnen die inneren Lebensgeister wieder die Oberhand und es geht von Tag zu Tag besser. Wenn die Stimmung aber bleibt ist dringend ein Besuch beim Arzt des Vertrauens mit einer Überweisung zum/zur Psychiaterin oder PsychotherapeutIn anzuraten.

Was hilft nun gegen den Blues der Seele?

Das deutsche Rheingold Institut hat im Auftrag eines Naturmedizinherstellers eine Studie durchgeführt, in  der 80 Frauen und Männer tiefenpsychologisch interviewt wurden. Das Ziel war es, die innere Logik der Krankheit Depression zu ergründen und verständlich zu machen.

Daraus ergaben sich sieben Empfehlungen für den Umgang mit depressiven Menschen für Angehörige, die  – wie ich finde – aber auch ein Leitfaden für den Umgang mit sich selbst bei einer depressiven Verstimmung sein können:

  1. Nehmen Sie sich Pausen zur Besinnung und Selbstreflexion. Nichts nährt eine graue Stimmung mehr als ein hektischer Alltag, in der Probleme einfach verdrängt oder ausgeblendet werden.
  2. Nehmen Sie sich den Druck perfekt zu sein. Versuchen Sie Ihre eigene Ansprüche an sich selbst herunterzuschrauben. Akzeptanz und Anerkennung anderer bekommen Sie auch ohne perfekt zu sein.
  3. Kanalisieren Sie Ihre graue Stimmung. Wehren Sie sich aktiv gegen die Niedergeschlagenheit. Nehmen Sie Verluste oder Niederlagen nicht einfach so hin, betrauern Sie sie.
  4. Öffnen Sie Ihren Blick für anderes. Erobern Sie sich Schritt für Schritt das Gefühl zurück, dass das Leben schön ist. Sorgen Sie wieder für erfreuliche Momente.
  5. Gehen Sie es nicht zu schnell an. Kämpfen Sie sich Schritt für Schritt wieder zurück in ihren alten Alltag.
  6. Was ist wirklich wichtig? Sie fühlen Sie sich mutlos angesichts des riesigen Bergs der zu erledigenden Aufgaben? Priorisieren Sie die Dinge und lassen Sie weg, was nicht wirklich wichtig ist.
  7. Geben Sie sich die Erlaubnis zu scheitern. Ohne Scheitern entwickeln wir uns nicht. Jede erlebte Beschränkung ist eine Möglichkeit sich weiterzuentwickeln und zu lernen. Oder sagen wir es einmal abgedroschen: In jeder Krise steckt eine Chance.

Eines ist aber gewiss: Die Tage werden wieder länger und auch der längste Tunnel geht einmal vorüber!

Das Leben ist – trotz allem – schön!